So kam auch die ausgestellte Arbeit «peristasis» vom Aargauer Künstler Roman Sonderegger zustande. Ein toter Baum stellte ein Problem auf der Brache dar; Bevor sich die Gemeinde einmischt, sollte diese Aufgabe möglichst künstlerisch gelöst werden. Die Arbeiten Sondereggers entstehen, wenn physikalische Kräfte auf Baumaterialien treffen. Zum Beispiel, wenn schwere Eichenbalken nur von Spannsets gehalten im Raum zu schweben scheinen. Den Künstler und Bildhauer beschäftigen Fragen nach Raum, Architektur und physikalischen Gegebenheiten wie Volumen oder Gleichgewicht, die er auf verschiedene Weise erforscht.
In «peristasis» verändert der tote Baum seinen Zustand: er wird transformiert, auf unterschiedlich hohen Holzkonstruktionen abgelegt und aufgebahrt. Es scheint, als würde er friedlich auf Holz gebettet schlafen und bildet unter ihm ein neuer Raum – eine Art begehbares, tiefes Tipi. Es ist aber noch nicht das Ende der Reise dieses Baumes im Museum 1: Im Frühling wird ihn der Luzerner Künstler René Odermatt weiter bespielen. So entsteht ein interessantes Konzept der geteilten oder auch weitergeführten Autorenschaft eines Werks. Es stellen sich neue Fragen wie: kann die fortgesetzte Arbeit nur mit dem vorherigen Werk bestehen? Ist das Vorangegangene Werk negiert, sobald der Baum weitergegeben wird? «Neue Fragen zu stellen ist wichtig. Im klassischen Kunstkontext, vor allem in der Institution Museum, ist man verblendet und reibt sich an immer ähnlichen Fragestellungen», meint Wittmer dazu, der auch an der Kunsthochschule Luzern doziert.
Auszug aus dem Artikel "Verführerisch spontan" von Gianna Rovere, Veröffentlicht im Kulturmagazin 041 am 24. Januar 2019